Radschnellwege in Nürnberg - Fürth - Erlangen und Umgebung
Radschnellwege sind toll! Das wissen die Holländer und die Dänen schon lange!
Und langsam scheint sich diese Idee auch bei uns durchzusetzen. Nordrhein-Westfalen ist hier Vorreiter, doch auch in Bayern tut sich was.
Sowohl in der Metropolregion Nürnberg als auch in München beginnen die Politiker die Idee des ADFC aufzugreifen und erste Machbarkeitsstudien anzugehen.
Aber was sind überhaupt Radschnellwege?
Dazu lesen Sie am besten diese Präsentation, die wir zusammen mit dem ADFC Nürnberg und Erlangen angefertigt haben.
Machbarkeitsstudie Großraum Erlangen/Fürth/ Nürnberg
Hier klicken für die Machbarkeitsstudie!
Unsere Stellungsnahme dazu:
Anmerkungen zu der Machbarkeitsstudie Radschnellwege aus Sicht des ADFC KV Fürth
Aufmerksam verfolgen wir, der ADFC KV Fürth, zusammen mit unseren Nachbarkreisverbänden ADFC Nürnberg und Erlangen die Vorschläge zur Verwirklichung der Radschnellwege. Immerhin haben genau diese Kreisverbände gemeinsam vor 4 Jahren diese Idee der Radschnellwege in der Region aus der Taufe gehoben. Daher freuen wir uns, dass nun in Form einer vom Land Bayern beauftragten Machbarkeitsstudie eine detaillierte Studie zu diesem Thema vorliegt.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, sich noch einmal die Intention der Radschnellwege vor Augen zu halten:
„Radschnellwege dienen der leistungsstarken und schnellen Abwicklung größerer Radverkehrsmengen. Besonders hohe Qualitätsstandards hinsichtlich der Linienführung, Ausgestaltung, Netzverknüpfung und begleitenden Ausstattung sind unabdingbar, um die Reisezeit und den Energieverbrauch möglichst gering zu halten. Nach FGSV-Definition sollten Radschnellverbindungen wenigstens fünf Kilometer lang sein und, angelehnt an die ERA 2010, Reisegeschwindigkeiten von mindestens 30 km/h erlauben. Die Breite bei Zweirichtungsradwegen im Verlauf einer Radschnellverbindung sollte im Idealfall so gewählt sein, dass zwei Fahrräder nebeneinander fahren und ohne Störung durch ein drittes Fahrrad überholt werden können bzw. Gegenverkehr möglich ist.“ (Quelle Wikipedia)
Wesentliche Kriterien sind also vorrangig:
- Breiter, eigenständiger und nur für den Radverkehr geöffneter asphaltierter Radweg
- Weitgehend kreuzungsfreie Verkehrsführung
Wir haben nun die 3 Fürth und den Landkreis Fürth betreffenden Strecken aufmerksam geprüft und wollen hier eine erste Stellungnahme dazu abgeben:
Radschnellweg Fürth nach Nürnberg
Auf Fürther Gebiet ist diese Strecke völlig neu geführt und wird größtenteils parallel zu den Bahngleisen bis zur Stadtgrenze nach Nürnberg und darüber hinaus geführt. Daher kann diese neu zu planende Strecke durchaus den Kriterien eines Radschnellweges von Jakobinenstraße bis über die Stadtgrenze hinaus (ca. 1,5 Kilometer) entsprechen.
Jedoch ist die Anbindung an die Fürther Innenstadt über die Hornschuchpromenade und die Querung der Gebhardstraße problematisch und erfüllt keinesfalls die Kriterien eines Radschnellweges. Konflikte mit Autos sind hier vorprogrammiert. Eine Bereitschaft der Verwaltung und der Anwohner diese zu einer ausschließlichen Radverkehrsachse zu machen ist leider auch derzeit (noch) nicht erkennbar.
Weit problematischer sehen wir allerdings die Weiterführung der Trasse auf Nürnberger Stadtgebiet. Die dreimalige Querung der Fürther Straße und die Führung der Trasse im belebten Gostenhofer Gebiet (Adam-Klein-Straße) kann in keinem Fall auch nur annähernd als Radschnellweg bezeichnet werden.
Gleichwohl wollen wir darauf hinweisen, dass die Verbindungsstrecke zwischen Nürnberg und Fürth eine wichtig und schon jetzt hochfrequentierte Radverbindung im Pegnitztal aufweist. Diese gilt es zum einen auszubauen, denn es gibt immer noch „Problempunkte“ auf Fürther Seite durch zu enge Radwege und deren Mischnutzung. Diese stellt aber eben wegen dieser Mischnutzung (Fußgänger, Radfahrer, Skater, Hundebesitzer,…) keinen Radschnellweg dar und hat daher aus unserer Sicht unbedingt eine weitere attraktive Alternative verdient.
Der vorliegende Ansatz ist daher lobenswert, doch glauben wir, dass hier unbedingt eine gute ganzheitliche Lösung geschaffen werden muss, damit die Radfahrerinnen und Radfahrer eine sichere und konfliktarme Radverkehrslösung zwischen Fürth und Nürnberg erhalten, die sie dann sicherlich gerne annehmen werden.
Radschnellweg Fürth nach Erlangen
Die Streckenführung ist hier zunächst auf dem schon heute gut frequentierten Pegnitztal-/ Regnitztalradweg bis nach Stadeln.
Hier ist zu bemerken, dass schon heute diese Streckenführung zu eng ist. Eine Verbreiterung ist aus Gründen des Naturschutzes durchaus problematisch. Weiterhin gibt es kurz vor der Bahnüberführung durch die angrenzenden Anrainer-Häuser schon jetzt erhebliches Konfliktpotential.
Daher ist eine wesentliche Verbreiterung des Radweges im Bereich Friedhofssteg bis Stadeln in jedem Fall wichtig – aber gleichzeitig durchaus problematisch.
Die Querung der Verbindungsstraße Vach/Stadeln ist gleichermaßen schon heute unbedingt zu verbessern. Eine Querung nach dem Beispiel des Fuchsloches auf Nürnberger Stadtgebiet – idealerweise mit Vorrang für die Radfahrer – ist hier erstrebenswert.
Die weitere Streckenführung soll nach Plänen der Machbarkeitsstudie nun neu im Regnitztalgrund geführt werden. Und auch wenn dies auf den ersten Blick attraktiv erscheint, lehnen wir als ADFC diese Streckenführung ab.
Die Strecke würde in einem sensiblen Bereich am Rande eines Naturschutzgebietes verlaufen, die gleichzeitig sicherlich dann aber Spaziergänger und Hundebesitzer anlocken würde.
Zudem gibt es parallel dazu ein aktuell neu verbreiteten Geh- und Radweg, der auch weiter bis nach Eltersdorf führt. Diesen über die bisherigen Baumaßnahmen hinaus zu verbessern (klare Vorfahrtregelung; seitliche Barrieren gegen Falschparker; blaue Einfärbung nach dem Vorbild der Radschnellwege; gute Beleuchtung des Radweges etc.) würde unseres Erachtens zielführender sein.
Die weitere Führung auf Erlanger Gebiet bedarf hier auch einiger Verbesserungen auf die wir jedoch nicht näher eingehen möchten.
Insgesamt begrüßen wir hier natürlich die Einbeziehung dieser auch gut frequentierten Verbindungsroute nach Erlangen in das Radschnellwegekonzept. Gleichzeitig möchten wir darauf hinweisen, dass hier eventuell auch eine alternative Streckenführung auf dem ohnehin kreuzungsfreien Rhein-Main-Donau-Kanal weiter verfolgt werden könnten. Jedoch müssen auch hier sicherlich grundsätzliche Fragen (Nutzbarkeit, Sicherheit, Finanzierung) geklärt werden.
Strecke Zirndorf/Oberasbach/Stein nach Nürnberg/Fürth
Die Streckenführung auf der alten Biberttrasse von Leichendorf bis zu dem geplanten Bahnhof Gebersdorf ist sicherlich eine Strecke die gleichzeitig bezüglich der Eigentumsverhältnisse ideal zur Verfügung steht, gleichzeitig aber ein erhebliches Potential für die Nutzung durch Pendler verspricht. Man könnte hier sowohl Zirndorf/Oberasbach kreuzungsfrei anbinden. Und auch die Anbindung von Stein erscheint über die Felsenstraße relativ einfach realisierbar – aber hier sicherlich ohne die Radschnellverbindungskriterien zu erfüllen.
Beide Anbindungen könnten hier weiter in Richtung Fürth entlang des Rhein-Main-Donau-Kanals gedacht werden. Wobei es hier in jedem Fall noch eine Querung des Kanales z.B. auf Höhe der „Pyramide“/Höfener Spange wichtig erscheint. Damit wäre auch eine gute Erschließung des Nürnberger Südens über diese alternative Trasse am Kanal gewährleistet.
Fazit
Die Radschnellverbindungen für den Raum Fürth / Fürther Land erscheinen in jedem Fall wichtig und machbar – wobei wir das meiste Realisierungspotential in der Verbindung Zirndorf/Oberasbach/Stein nach Nürnberg/Fürth sehen.
Gleichwohl sollte aber auch die Verbindung Fürth nach Nürnberg konsequent durchdacht werden und hinsichtlich einer guten und sicheren, vorwiegend kreuzungsfreien Radschnellverbindung. Das Potenial, das hier zusätzlich erschlossen werden kann ist immens und die Sogwirkung für die Mehrnutzung des Fahrrades im Großraum Nürnberg/Fürth/Erlangen ebenso. Jedoch erscheint uns die hier bisher angedachte Lösung insbesondere auf Nürnberger Stadtgebiet als verbesserungsnötig.
Wichtig ist aus unserer ADFC Sicht, dass diese Ideen weiter verfolgt und vor allem, dass nun ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden kann um so zügig mindestens 3 Pilottrassen im Großraum zu verwirklichen. Dies setzt aber zwingend voraus, dass die Frage der Finanzierung gesetzlich geklärt werden muss. Denn ohne dies kann nicht einmal die detailliertere Planung durchgeführt werden. Und zweifelsohne zeigt die Diskussion in der Öffentlichkeit die hohe Erwartungshaltung, die einer ökologischen aber gleichzeitig durch den Pedelec-Boom neu entdeckten schnellen Verkehrsart beigemessen wird.