Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Fürth

Baustelle Jakobinenstraße: weiterfahrt gerade aus einfach gesperrt

Baustelle Jakobinenstraße: weiterfahrt gerade aus einfach gesperrt © Thorsten Kukuk

ADFC-Fahrradklima-Test 2024 für Fürth

Radfahren in Fürth: Es braucht mehr Mut für eine menschenfreundliche Verkehrswende.

Fahrradklima-Test des ADFC zeigt Handlungsbedarf, aber auch Fortschritte

Beim aktuellen ADFC-Fahrradklima-Test 2024 belegt Fürth bundesweit Platz 5 von 42 in der Größenklasse 100.000–200.000 Einwohner:innen. Die Gesamtnote ist mit 3,64 ausreichend, was bedeutet: Für den Radverkehr in Fürth gibt es weiterhin große Herausforderungen – insbesondere bei Sicherheit, Infrastruktur und das Miteinander im Verkehr.

 

Fortschritte werden wahrgenommen, aber auch fehlender Mut zur Veränderung

„Die Rückmeldungen zeigen klar: Die Menschen sehen, dass sich etwas bewegt – aber sie empfinden es als zu langsam, zu vorsichtig, zu wenig durchdacht. Es braucht mehr Mut zu klaren Entscheidungen, zu einer konsequenten Umgestaltung, zu einer menschenfreundlichen Verkehrswende“, sagt Johanna Barber, 1. Vorsitzende des ADFC-Kreisverbands Fürth.

 

Fahrradinfrastruktur – Zu schmale Radwege und mangelnde Falschparkerkontrolle

Mehr als jede:r Zweite (60 Prozent) fühlt sich beim Radfahren in Fürth nicht sicher. Auch das Fahren im Mischverkehr mit Kfz wird von vielen negativ bewertet: 73 Prozent geben an, auf der Fahrbahn bedrängt und behindert zu werden. Auf Radwegen und Radfahrstreifen empfinden 69 Prozent der Befragten das Radeln als unsicher. Drei Viertel der Teilnehmenden (75 Prozent) finden die Wege für den Radverkehr zu schmal. Fast ebenso viele (74 Prozent) sagen, dass falschparkende Autos auf Radwegen kaum geahndet werden.

 

Ampelschaltungen und Baustellen sind problematisch für Radfahrende

68 Prozent der Befragten erleben häufig Konflikte zwischen Radfahrenden und Autofahrer:innen. Fast acht von zehn befragten Radfahrerinnen und Radfahrern (78 Prozent) geben an, dass sie an Baustellen meistens zum Absteigen und Schieben gezwungen werden. Auch die Ampelschaltungen werden von 69 Prozent als nicht gut auf den Radverkehr abgestimmt empfunden. Bei den direkten Rückmeldungen tauchen dabei immer wieder die bekannten Problembereiche auf: Schwabacher Straße, Würzburger Straße, Nürnberger Straße und Königstraße, die Nadelöhre bei Bahnunterführungen bzw. Bahnbrücken sowie die fehlenden Innenstadtquerungen. Fürth fehlt eine durchgängige, sichere Ost-West- und Nord-Süd-Verbindung für den Radverkehr – insbesondere durch die Innenstadt. Diese strukturelle Schwäche verhindert komfortables und sicheres Alltagsradeln.

 

Öffnung von Einbahnstraßen und Stadtzentrum positiv bewertet

Trotz der Kritik gibt es auch positive Rückmeldungen: Fast drei Viertel der Befragten (74 Prozent) loben die Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung für den Radverkehr. Genauso viele sind mit dem Angebot an öffentlichen Leihrädern zufrieden. Auch die Erreichbarkeit der Innenstadt wird von 68 Prozent positiv bewertet. Deutlich öfter als in den Vorjahren wurde der Wunsch nach mehr, insbesondere überdachten, Fahrradabstellplätze geäußert, besonders in der Innenstadt und am Hauptbahnhof.

 

Zu enges Überholen von Radfahrenden durch Autofahrende

71 Prozent der Teilnehmenden geben an, dass sie meistens zu eng von Autos überholt werden. 64 Prozent meinen, in Fürth herrscht ein aggressives Klima im Verkehr. Gleichzeitig erleben ebenso viele Radfahrende selten Konflikte mit anderen Radfahrer:innen. Ein zentrales Thema ist dabei die Orientierung: Oft ist unklar, wo der Radverkehr geführt werden soll. Die Wegeführung ist uneinheitlich, die Kennzeichnung teils überholt oder irreführend. Das führt zu unnötigen Konflikten mit anderen Verkehrsteilnehmenden. Es braucht eine klare, sichtbare Abgrenzung zu Gehwegen und Kfz-Spuren. Besonders Schutzstreifen werden dabei zunehmend als nicht ausreichend empfunden, da diese häufig von Autofahrenden ignoriert oder dort Abstände nicht eingehalten würden. Dort brauche es eine bauliche Abgrenzung um das Sicherheitsgefühl wieder herzustellen.

 

Zentrum vs. Außenbezirke – eine wachsende Schere

Während in der Innenstadt die Verbesserungen in der Radinfrastruktur durchaus wahrgenommen werden, wird besonders in den äußeren Stadtteilen das schmerzhafte Fehlen entsprechender Wege und Schutzeinrichtungen kritisiert.

 

Verkehrswende für Menschen – nicht für Autos

„Fürth braucht eine Verkehrspolitik, die dem Alltag der Menschen dient und nicht nur dem Autoverkehr. Sichere, durchgängige und gut erkennbare Radwege machen die Stadt für alle lebenswerter. Davon profitieren Kinder, Ältere, Pendelnde – kurz: die ganze Stadtgesellschaft.“ so Johanna Barber weiter.

 

Hintergrund

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2024 zum elften Mal statt. Die Erhebung umfasst 27 Fragen. Bei der aktuellen Befragung wurden außerdem 5 Zusatzfragen zum Miteinander im Verkehr gestellt. Zwischen September und November 2024 konnten Radfahrer:innen ihre Meinung zum Fahrradklima in ihrer Stadt abgeben. 2024 bewerteten 522 Menschen das Fahrradklima in Fürth, deutschlandweit waren es rund 213.000. Mit einer Gesamtnote der Fahrradsituation von 3,64 belegt Fürth deutschlandweit Platz 5 von 42 in der Kategorie 100.000–200.000 Einwohner:innen. Im bayernweiten Vergleich liegt Fürth auf Platz 2 von 5. Bundes- und bayernweit bleibt das Fahrradklima weiterhin unbefriedigend und wird von den Befragten im Durchschnitt jeweils mit 3,9 bewertet. In Bayern sind 161 Städte und Gemeinden in die Wertung gekommen, 2022 waren es 164.

Sämtliche Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2024 gibt es auf: https://fahrradklima-test.adfc.de

https://fuerth.adfc.de/pressemitteilung/adfc-fahrradklima-test-fuerth-2024

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